Versöhnung ist ein großes Wort. Es ist allerdings nicht jedermanns Sache, sich in gestammelten Erklärungen und großartigen Gesten in den Armen zu liegen. Doch für „ein bisschen Frieden“ brauchen Sie nicht gleich zum Grand Prix. Das geht auch ohne große Worte und weiße Gitarren. Gott sei Dank gibt es ja noch viele andere Möglichkeiten, um zu sagen. dass alles wieder gut ist. Dabei helfen Versöhnungsrituale. Sie sind wichtig, weil sie der Seele guttun. Manchmal fühlt man sich nach so einem donnernden Familiengewitter nämlich ziemlich mitgenommen. Da verträgt das Gefühlsleben eine Portion Pflegebalsam. Wieso eigentlich nicht mal richtig schön Versöhnung feiern? Wer es geschafft hat, einen Streit zu beenden, der darf sich dafür auch belohnen.
Unsere Familie liebt es,
- wenn wir Essen gehen.
- einen schönen Fernweh- oder Spieleabend ansetzen.
- Pfannkuchen mit Zimt und Zucker machen
- uns umarmen
- nach dem Abendessen einen gemein samen Spaziergang machen und einen Zwischenstopp an der Eisdiele einlegen.
Jede Versöhnung darf ebenso viel Zeit einnehmen wie der vorangegangene Streit. Wenn wir uns den ganzen Sonntagvormittag wegen der Flecken auf der neuen Ledercouch angegiftet haben, dann dürfen wir den kompletten Nachmittag gemeinsam darauf abhängen und die Friedenspfeife rauchen. Wenn mein Mann und ich auf der Heimfahrt einen zwanzigminütigen Disput über seine Fahrkünste haben, dann ist das genau jene Zeitspanne, die wir für eine milchschäumende „Versöhnung to go“ an der Tankstelle brauchen. Sich zu vertragen bedeutet viel mehr, als nur einen Streit nicht weiter fortzusetzen. Versöhnung ist eine Kunst. Dafür brauchen Sie jedoch weder rote Rosen noch Brillantringe. Sie können etwas völlig Alltägliches tun und es kurzerhand zum Friedensritual erklären. Verkünden Sie großspurig: „Kommt, wir machen jetzt mal ein schönes Versöhnungsessen“ und setzen sich dann einfach wie immer zusammen an den Tisch. Das reicht schon. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:
- Beim Frühstück gab’s Krach? Tauschen Sie für einen Tag symbolisch die Schals, bevor sie aus dem Haus gehen.
- Ihr Sohn ist viel zu cool, um sich mit Ihnen zu unterhalten? Schnappen Sie sich das Handy und schicken Sie ihm eine SMS ins Nebenzimmer: „Ich bin froh, dass du nicht mehr sauer bist. Sag Bescheid, wenn ich dir bei Mathe helfen soll. Mama.“
- Oder sind Sie eher ein Freund der großen Gesten? Reißen Sie gemeinsam die Fenster auf und säubern Sie wild gestikulierend das Zimmer von den Resten der „dicken Luft“
Die meisten Kinder lieben es, Dinge in ihrem Alltag so oder ähnlich zu zelebrieren. Den meisten Erwachsenen geht es übrigens ebenso, auch wenn sie sich das oft nicht bewusst machen. Je verrückter die Aktion. umso schneller kapiert das Unterbewusstsein: „Gott sei Dank, das Gewitter ist vorüber. Jetzt ist alles wieder leicht und gut“.