Auf Arbeit angekommen sah ich den Obstteller stehen und nahm mir gleich zwei Äpfel mit an den Arbeitsplatz. Genüsslich essend durchforschte ich das Internet auf Angebote und auf eine gute aber günstige Saftpresse. Nach einer viertel Stunde wurde ich fündig. Ich hatte mich entschieden. Ein neuer Entsafter von Philips sollte es werden. Freudig aufgeregt schaffte ich den Arbeitstag. Die Kinder kamen nachmittags mit dem Bus nach Hause und so konnte ich im nächstgelegenen Haushaltsladen verschwinden und nach dem heißbegehrten Küchengerät suchen. Glücklich ging ich nach zwanzig Minuten wieder zu meinem Auto, in Händen hielt ich die Saftpresse von Philips. Wie der Zufall es wollte, war sie sogar etwas herabgesetzt worden.
Auf dem Heimweg hielt ich noch am Konsum und wollte frisches Obst kaufen. Siehe da, keins mehr da. Der Traum eines frisch gepressten Saftes zerplatzte vor meinen Augen. Oder. Ich konnte noch rüber in den Nachbarort fahren. Dort gab es einen größeren Supermarkt. Die Idee kam und schon war ich im Auto verschwunden und fuhr hektisch los. Ich wollte nach Hause, der Rücken schmerzte aber das Verlangen nach Obst beherrschte meine Gedanken. Jeder normale Mensch würde an ein Steak oder Pommes denken. Aber nicht so ich. Ich wollte Obst haben. Im Supermarkt hatte mich das Glück dann doch nicht verlassen. Es gab noch ausreichend Frisches für einen leckeren Saft.
Zu Hause angekommen herrschte das Chaos. Mein Mann war noch nicht daheim und die Kinder taten was acht und zehn Jährige tun wenn die Eltern nicht da sind. Der klägliche Versuch sich eine belegte Schnitte zu machen lag verteilt auf dem Boden. Eine Chipstüte war angerissen und auch auf dem Boden verstreut. Na super. Ich zitierte meine kleinen Rotzgören in die Küche. Bis sie dann endlich ankamen, hatte ich schon die Saftpresse ausgepackt und begutachtete meine neue Errungenschaft. Die Kinder kamen, ich brauchte nur auf die Schweinerei deuten und hörte das genervte Seufzen meiner Rabauken. Während sie sauber machten, schloss ich die Presse an und studierte die Anleitung. Alles ganz einfach. Obst rein, Deckel drauf und anmachen. Der Traum eines frisch gepressten Saftes ergoss sich in mein Glas. Der Tag war gerettet.
Jede Versöhnung darf ebenso viel Zeit einnehmen wie der vorangegangene Streit. Wenn wir uns den ganzen Sonntagvormittag wegen der Flecken auf der neuen Ledercouch angegiftet haben, dann dürfen wir den kompletten Nachmittag gemeinsam darauf abhängen und die Friedenspfeife rauchen. Wenn mein Mann und ich auf der Heimfahrt einen zwanzigminütigen Disput über seine Fahrkünste haben, dann ist das genau jene Zeitspanne, die wir für eine milchschäumende „Versöhnung to go“ an der Tankstelle brauchen. Sich zu vertragen bedeutet viel mehr, als nur einen Streit nicht weiter fortzusetzen. Versöhnung ist eine Kunst. Dafür brauchen Sie jedoch weder rote Rosen noch Brillantringe. Sie können etwas völlig Alltägliches tun und es kurzerhand zum Friedensritual erklären. Verkünden Sie großspurig: „Kommt, wir machen jetzt mal ein schönes Versöhnungsessen“ und setzen sich dann einfach wie immer zusammen an den Tisch. Das reicht schon. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:
Als Elke merkt, wie ernst es Gabi mit ihrer Frage ist, tritt Elke auf die Notbremse: „Unmöglich, das kann ich nicht machen. Was sollen die Leute sagen? Wir waren doch auch schon auf so viel Festen eingeladen und außerdem in unserer Familie ist das einfach üblich.“